Hermann Oppenheim, der von 1858 bis 1919 lebte, wirkte wie wohl kein anderer Mediziner zu seiner Zeit auf die Entwicklung der deutschen Neurologie. Dennoch verbrachte dieser Mann, der weit über die Grenzen Deutschlands bekannt war, die letzten Jahre seines Lebens resigniert und zurückgezogen. Das Leben Oppenheims wird hier nachgezeichnet, gestützt durch von Oppenheim selbst verfasste Lebensläufe und Erinnerungen seines Neffen. Als das jüngste Kind jüdischer Eltern studiert Oppenheim Medizin in Göttingen und Bonn und habilitiert an der Berliner Charité. Er kehrt der Universität den Rücken, als ihm dort eine befriedigende Anerkennung verwehrt wird, erreicht aber bald weltweites Ansehen durch seine wissenschaftlichen Arbeiten zur Neurologie. 1916 tritt er nach einer großen persönlichen Enttäuschung als Vorsitzender der von ihm initiierten Gesellschaft deutscher Nervenärzte zurück und verlässt für immer die wissenschaftliche Bühne. Auch heute ist sein Leben und Charakter wie zu Lebzeiten noch Gegenstand vieler Diskussionen. Die Autoren dieses Buches gehen den Widersprüchen auf den Grund, die Oppenheim am Ende seiner Laufbahn, in der er sich für die Anerkennung der Neurologie als eigenständiges Fach eingeSetzt hatte, prägten: Weshalb beharrte der sonst empirisch arbeitende Wissenschaftler auf seiner spekulativen Theorie zu den 'traumatischen Neurosen'? Beleuchtet wird auch der Kontext, in dem seine jüdische Herkunft und die damaligen gesellschaftlichen Entwicklungen nach dem ersten Weltkrieg zu dem unglücklichen Ende seiner Karriere standen. Das Buch gibt einen spannenden Einblick in das Leben des kontrovers diskutierten Hermann Oppenheims und die mit ihm eng verbundene Entwicklung der Nervenheilkunde zwischen 1870 und 1919. Ein Muss für alle, die sich für die Geschichte der Medizin interessieren und mehr über den Mann, der die Anfänge der Neurologie entscheidend beeinflusst hat, erfahren wollen.
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